Wildnis und wir – Schrecklich schön, furchtbar zahm

Was ist Wildnis? Jede und jeder beantwortet diese Frage anders. Das macht die Ausstellung im Besucherzentrum Sihlwald so spannend und vielschichtig. Die Frage nach den unterschiedlichen Bedeutungen und Vorstellungen von Wildnis ist denn auch Programm und roter Faden zugleich: Die von Z‑à‑dire kuratierte Ausstellung ist eine Spurensuche, ein Streifzug, eine Annäherung an die Bilder, die wir uns von der Wildnis – in und um uns – machen. Wir haben gleichnishaft, mehrere gegensätzliche Räume gestaltet, um dem Besucher auf unterschiedliche Art und Weise das Thema näher zu bringen:

Die Wiederöffnung dritten Saison hat am 21. März 2012 stattgefunden.

„Das Ziel der Natur, wenn sie denn eines haben sollte,
ist nicht das Gepflegte, sondern das Ungepflegte,
nicht die Kultur, sondern die Wildnis.“

Franz Hohler, Kabarettist

 

 

Wildnis hat viele Gesichter

Die Ausstellung „Wildnis und wir“ präsentiert weder Wildpflanzen noch Wildtiere, sondern spürt der Wildnis in uns nach. Verschiedene sinnbildliche Aspekte und Installationen mit Allegorien, Objekten, Fotos, spezifischenTextsorten, und Klängen öffnen die Sinne der Besucherinnen und Besucher für die unterschiedlichen Interpretationen von Wildnis: Vom Ausleben oder Zähmen über die Verdrängung und Bedrohung bis zu kultivierten Betrachtungen über Freiheit, Kreativität und Kunst.

Wildnis ist überall

Der Rundgang durch die Wildnis führt vom schrägen Wohnzimmer im Treibhaus über die eigenwillige Abenteurer-Bude bis in den Grossstadt-Dschungel. Dabei begegnen wir dem Kick, den wir durch Extremsportarten, Abenteuer und Reisen suchen; der Werbung, die mit Wildnis lockt; Urtrieben wie Sexualität und Aggression, denen wir nachgeben möchten und die wir wegen gesellschaftlicher Konventionen nicht ausleben können oder dürfen.

Da ist aber auch die Wildnis im Märchen; in Geschichten von Monstern und Geistern. Wildnis ist das Dunkle, Unbekannte, Gefährliche, das uns zugleich ängstigt und fasziniert. Wildnis mag für uns Europäer die unberührte Natur sein, für Urvölker hingegen ist Wildnis etwas Selbstverständliches, immer Dagewesenes. Denn diese „Eingeborenen“ haben ein ganz anderes Selbstverständnis: Sie leben in der Natur, von und mit ihr.

Wildnis im Alltag

Wildnis ist daher auch immer eine Frage des Zeitgeistes und Zeitalters. – Was ist Wildnis heute? Ein weites Naturparadies, Quelle der Erholung und der Kraft?

Oder Menschenmassen, Strassenschluchten, Blechlawinen, Smog, Ratten in der Kanalisation? Und was jagen wir heute? Schnäppchen, Prestigeobjekte, Karrieren, Affären... Unser heutiger Alltag ist geprägt von Sensationslust, Gewinnstreben und zunehmender Individualisierung. Sind Tattoos, Piercings, ausgefallene Haarpracht, oder greller Schmuck Ausdruck oder Ersatz für Wildnis?

Die Wildnis schlägt zurück

Glücklicherweise erobert sich die Wildnis immer wieder einzelne Gebiete zurück. Das zeigen Füchse, die in der Stadt leben. Oder Bären, Wölfe und Luchse, die in letzter Zeit wieder vermehrt durch unsere Wälder streifen und für Schlagzeilen sorgen.

Oder die unbändige Natur, die sich ihren Weg durch Risse in Betonmauern, über verlassene Bahngeleise und Schrottplätze bahnt.

Diese Ausstellung ist eine Einladung an die Besucherinnen und Besucher, sich auf die Wildnis (in sich) einzulassen, sie kennen zu lernen, zu respektieren und womöglich sogar auszuleben.

Impressum

Auftraggeber war die Stiftung Wildnispark Zürich (WPZ)

Zum Team das regelmässig Z‑à‑dire unterstützt zählten diesmal insbesondere:

Auch an die zahlreichen hier nicht genannten Mitwirkenden, Fachleute und Handwerker ein herzliches Danke!

 

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