BRUNO POIRIER:

Wir sind seit meiner Studienzeit in Paris eng befreundet. Arbeiten auch regelmässig zusammen für Ausstellungen, Dekorations-Malerei, Installationen und innovative Gesamtkunstwerke. Ich liebe Seine Vielseitigkeit und Tiefe, von schmissigen Farbgeschichten, aufwändigen Gemälden bis zu frechen Strassenskizzen...

Die Themen seiner Ausstellungen kreiert und arrangiert er immer selbst. Bis hin zu Einleitungstexten und Bildlegenden die mit viel Poesie und Wortwitz bereichert sind:

Zu Seinem Werdegang sagt Er:

„Das Tageslicht habe ich im Westen erblickt, vor ungefähr 60 Jahren. Meine Eltern hatten einen Laden. Eine Kindheit wie im Bilderbuch, schelmisch auf der Strasse, versunken in den Wäldern, aber zu den Mahlzeiten ! Da war ich hungrig.
Das Trottoir, der Fluss, die Teiche mit den Fröschen, der Steinbruch, die Hagebutte im Frühling, die Düfte im Herbst. – Schmetterlinge, Grasshüpfer und Maikäfer.
Ein Umzug nach Paris trifft mich mitten im Heranwachsen. Ich bin 17 und flüchte in Formen, Farben, viele Farben… Die Siebzigerjahre sind wahre Lieferanten dafür. Die Naivität des Anfängers reisst mich mit.
Sehr schnell und mit der Präzision eines Goldschmiedes nimmt das Zeichnen Besitz von meinen Fingern. Die Farben, sie suchen nach absolutem Einklang. Alles fliesst in mich. Ich folge Tag für Tag, ich tue nichts anderes als folgen. Auf meinem Zeichentisch. Dann zwingt sich eine Sequenz auf, vom Pinsel aus, die sieben Farben in Folge, danach ... die Finsternis.

Das Geschehen treibt mich nach draussen, zum Motiv. Ich treffe den Baum.
Ich bin 25 Jahre alt und habe den Regenbogen in der Tasche. Zuerst ein ganz kleines Heft, winzige Zeichnungen, ich habe furchtbare Angst, gesehen zu werden.

Fragen über Fragen. Ich vagabundiere sieben Jahre darin, alle Tage, die Staffelei an meiner Seite. Zeichnung, Aquarell, Siesta auf den Bänken und Skizzen, Skizzen, Skizzen, Tausende von Skizzen. Lesen lernen, dem Treiben den freien Lauf lassen. Es gibt nichts Aussergewöhnliches, es sei denn alles ist es. Das Unbedeutende kann Ikone werden, allein die Emotion steuert.

Navigation auf Sicht cirka zwanzig Jahre lang und Veränderung der Skala zu ausladenden Breiten in Fresken und im Detail auf grossen Flächen. Ein monumentaler Strudel von Geschichte und Erdkunde. Das, was ich zuvor draussen erlebt habe, wird weiträumig direkt an die Wand gebürstet. Dann, unmerklich, wie zufällig, bringt mich die Staffelei nach und nach zum Atelier zurück und dadurch sogar zur Ruhe.

Zwei Wege zeichnen sich dann ab, der Augenblickliche und der Weitreichende.
Das Ganze auf ein Mal anpacken. Oder mit sehr viel Geduld, um die Dinge von Innen heraus zu bringen.
Zwei Tempi, die sich anscheinend fremd sind, zwei Extreme, die gerade genug bewirken, um mir die Absicht zu beleuchten.

Vom einfachsten Zeichen zum symphonischen.
Von der Sekunde zu den endlosen Tagen."

(Bruno Poirier)

     

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